Soll sich der Verbleib in der Häuslichkeit am Lebensende verwirklichen, müssen sich helfende Angehörige und tödlich Erkrankte der Realität der Endlichkeit stellen. Was so einfach klingt, ist oft unendlich schwer!
Können aber Betroffene die Erkenntnis zulassen, dass die Erkrankung voranschreitet und die Lebenszeit nun begrenzt ist, gelingt es am ehesten den Krankheitsverlauf sowie die häusliche und familiäre Situation realistisch einzuschätzen. Wenn zudem der Mut aufgebracht wird, mit allen Betroffenen (gemeint ist der Erkrankte, die Familie und alle Angehörigen) offen über das Sterben zuhause zu sprechen, kann der Bedarf an Hilfe und Helfern in der Regel rechtzeitig erkannt und organisiert werden.
Verleugnung der eigenen Endlichkeit
Der Weg hin zu der schmerzhaften Erkenntnis der eigenen Endlichkeit und zum offenen Gespräch über Abschied, Trauer und Sterben ist aber oft ein schwerer. Denn meist ist der Gedanke an den bevorstehenden Abschied traurig und belastend. Da ist es verständlich, wenn er manchmal gemieden oder gar bis zum Lebensende verleugnet wird. Besonders wenn niemand da ist, der hilft die Trauer zu bewältigen, kann der Gedanke unerträglich sein und immer wieder weg geschoben oder sogar verdrängt werden. Das Verhalten, was trotz schwerer Erkrankung signalisiert, „Ich werde ewig leben“, ist dann als innere Notwehr zu verstehen und zu akzeptieren.
Psychosomatische Symptome
Problematisch wird dies, wenn die bevorstehende Zeit des Abschieds und die damit verbundenen Gefühle gänzlich ignoriert werden. Die Kraft der Gefühle schwächt sich durch Verdrängung nämlich nicht ab. Gefühle, die langanhaltend missachtet werden, stauen sich auf und haben die Tendenz sich zu verwandeln. Sie können sich dann getarnt als Ängste, plötzlich ausbrechende Wut, quälende Gedanken oder in erschreckenden Fantasien zeigen und sich in psychosomatischen Beschwerden, wie Schlaf- oder Verdauungsstörungen, Bluthochdruck oder Schmerzen äußern.
Die Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen durch einen Menschen, der signalisiert „Ich halte dich in deiner Trauer aus“, kann also wesentlich dazu beitragen, dass die Kraft gefunden wird, sich gedanklich mit der Sterbebegleitung zuhause zu befassen und diese zu planen.
Hilfe von Außen
Ehrenamtliche Hospizler
Ehrenamtliche Hospizler (Sterbegleiter oder Trauerbegleiter mit Ausbildung) besuchen kostenfrei Erkrankte oder Familien und stehen ihnen unterstützend und einfühlsam in schwerer Erkrankung, am Lebensende und in der Trauer bei. Sterbebegleiter sind in einem Hospizverein tätig und können hierüber gefunden werden.
Innere Auseinandersetzung mit der Endlichkeit
Um Missverständnissen vorzubeugen sei gesagt: Anhaltende Hoffnung auf eine gute Wendung des Schicksals und das Verdrängen von ungelösten Fragen ist keinesfalls nur nachteilig. Im Gegenteil! Beides verhilft Betroffenen dazu, im Hier und Jetzt zu leben und ihren Alltag aufrecht zu erhalten. Zeiten der Nichtauseinandersetzung können also hilfreich sein und zu einer wichtigen Kraftquelle werden. Diese scheinbar widersprüchliche Gefühlsvielfalt wird auch in den Phasen der Trauerarbeit, die zu leisten ist, beschrieben.
Bei der inneren Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und mit dem Abschied gilt es also, feinfühlig niemandem die Hoffnung zu nehmen oder ungeeignete Zeitpunkte für schwierige Gespräche aufzudrängen.