Wer wirklich mit sich selbst verbunden ist und sich als Person akzeptiert, kann in Kontakt mit einem notleidenden Sterbenden oder Trauernden kommen und ihm Nähe und Halt anbieten. So haben Selbstwahrnehmungsübungen und Biografiearbeit einen wesentlichen Anteil an der Schulung zum ehrenamtlichen Hospizler.
Gefühle, eigene und die des anderen, Atmosphäre und spirituelles Erleben haben eine körperliche Entsprechung und sind zum Beispiel als An- oder Entspannung, Kraft oder Müdigkeit, Kälte oder Wärme, Ruhe oder Unruhe spürbar. Sind wir uns des eigenen Körpers bewusst und spüren wir diese Signale, dann können wir eigene und fremde Grenzen und Bedürfnisse unterscheiden und Wünsche angemessen beantworten. Bei der nonverbalen Sterbebegleitung ist diese Fähigkeit besonders wichtig.
In der Sterbebegleiter Ausbildung wird die Selbstwahrnehmung beispielsweise in Rollenspielen, durch Meditationen oder Traumreisen geübt und über Feedback verstärkt. Daneben werden wesentliche biografische Ereignisse, welche die Themen Krankheit, Abschied, Trauer und Tod berühren, durch Selbsterfahrungsübungen wieder erfahrbar gemacht und besprochen. Unser Einfühlungsvermögen und unser Mitgefühl wird gestärkt, wenn wir uns erinnern: Wie habe ich mich damals gefühlt? Was habe ich mir gewünscht? Was hat mir geholfen und was hat mich zusätzlich belastet? Dabei ist der behutsame Austausch in der Gruppe und das Gespräch mit den erfahrenen Hospizkoordinatoren eine große Unterstützung.
Kompetenzen wie Gesprächsführung, das Aneignen von grundlegendem Wissen über Krankheits- und Trauerverarbeitung und die Vermittlung einer bestimmten, nämlich hospizlichen Haltung können in schwierigen Situationen von großem Nutzen sein.
Viele Hospizvereine vermitteln darüber hinaus auch pflegerisches und medizinisches Grundwissen, rechtliche Aspekte wie Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen und andere Themen, die die allgemeine Versorgung und Bestattung berühren. Diese Ausbildungsinhalte sind spannend und bereichernd für die Teilnehmer. Ein Zuviel an Ausbildung ist aber umstritten. Denn die Mitmenschlichkeit in einer ehrenamtlichen Sterbebegleitung darf nicht durch einen Expertenstatus des Laien verloren gehen! Begleitung erfolgt immer auf Augenhöhe. Der Begleitete wird sich verlassen fühlen, wenn der Hospizler „Wissen und Rat“ anstatt Akzeptanz und Mitgefühl in die Begleitung einfließen lässt.
Nach Beendigung des Kurses ist das Lernen übrigens keinesfalls abgeschlossen! Im Gegenteil. Die oben angesprochene Selbstwahrnehmung muss fortlaufend trainiert und reflektiert werden, ebenso die hospizliche Haltung, die konsequent ein uneigennütziges (wenn auch beidseitig bereicherndes!) Dienen in den Mittelpunkt stellt.