Am Sterbebett berührt nicht nur der Abschied, den der andere nimmt, sondern auch der eigene, den der Helfer eines Tages bewältigen muss. Dabei tauchen beim Sterbebegleiter Sinnfragen ebenso wie Erinnerungen an Abschiede, Trauer und Verluste auf. Dies alles fordert heraus, verlangt nach Klärung oder zumindest danach, ausgehalten zu werden. Die damit verbundenen und wachgerufen Gefühle können tief sein, aufwühlen, erschüttern oder sogar aus dem Gleichgewicht bringen. In dieser Weise mit sich selbst konfrontiert zu werden, birgt die Chance auf eine Persönlichkeitsentwicklung, aber auch die Gefahr der Überforderung.
Sterbebegleiter begegnen also elementaren Fragen ihres eigenen Lebens. Stellen sich Helfer diesen Fragen in der Ausbildung „ ehrenamtliche Sterbebegleitung“, lernen sie ihre Fähigkeiten und Grenzen kennen und anzunehmen. Sie schließen mit ihrer Sterblichkeit Frieden, finden Halt in sich selbst und reifen durch die persönliche Auseinandersetzung in ihrer Persönlichkeit. In diesem Schulungsprozess entdecken sie ihre Fähigkeit, einfühlsam und respektvoll zu begleiten und Halt in haltloser Zeit anzubieten.
Zudem sind gut vorbereitete Helfer in der Trauer- und Sterbebegleitung weitestgehend davor geschützt, von eigenen Lebensthemen überrollt zu werden. Selbst wenn belastende Lebensthemen hochkommen, bleibt das große Erschrecken aus. Auch gelingt die Zuordnung der aufkommenden Erinnerungen und Gefühle zur eigenen Biografie. Der Sterbebegleiter erkennt, dass er das Erlebte selber und ausserhalb der Sterbebegleitung klären muss. In der Folge gelingt es dem Helfer mit seiner Aufmerksamkeit bei dem Begleiteten zu bleiben. Das Wiedererinnerte jedoch kann zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel in der Supervision oder im Gespräch mit den Hospizkoordinatoren nachbesprochen und geklärt werden.